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Interview von Dianne Ludwig (am Ende der Saison 2005/2006)

Große Opfer auf dem Weg nach ganz oben

Das Eistanzpaar Carolina (17) und Daniel (19) Hermann trainieren im Dortmunder Olympiastützpunkt für die große Eistanzkarriere

Schon seit ungefähr acht Jahren kenne ich die Geschwister Carolina und Daniel Hermann. Wir trainieren gemeinsam im Dortmunder Olympiastützpunkt für Eiskunstlauf und Eistanz. Caro und Daniel waren und sind ein großes Vorbild für mich. In ihrer Startklasse, der Juniorenklasse, sind sie für mich einfach die Besten. Ihre größten Erfolge in der Saison 2005/2006 sind ein erster Platz in Olmütz (Tschechien), ein siebenter Platz beim Junior Grand Prix in Danzig (Polen) und der zweite Platz bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin. Die "Hermänner", wie wir sie liebevoll nennen, sind gerade aus Turin vom Olympischen Jugendcamp zurückgekehrt. Diese Gelegenheit habe ich für ein Interview genutzt.

-- Caro und Daniel, ihr hattet die große Ehre am Olympischen Jugendcamp in Turin teilnehmen zu dürfen. Wie kam es dazu und was habt ihr erlebt?

Wir bekamen von der Deutschen Eislaufunion die Möglichkeit einer Bewerbung für die Teilnahme am Jugendcamp geboten. Diese Chance haben wir genutzt. Tatsächlich wurden wir dann ausgewählt. Die Freude war riesig und wir fühlten uns wirklich sehr geehrt. Trotzdem wurden unsere Erwartungen noch übertroffen. Überall in Turin konnten wir die Olympische Atmosphäre genießen. Man kann das Olympische Gefühl nur schwer beschreiben. Wir sind einfach sehr glücklich, dass wir dabei sein konnten. Es war ein unvergessliches Erlebnis - einfach nur genial. Außerdem haben wir jede Menge Prominenz getroffen, z.B. Horst Köhler, Harald Schmidt, Johannes B. Kerner. Sehr spannend war auch das Treffen mit Georg Hettich.

-- Ihr habt es leider nicht geschafft, euch für die Teilnahme an der Juniorenweltmeisterschaft zu qualifizieren. Gibt es einen Trost dafür?

Deutschland darf nur ein Paar zur JWM schicken. Welches Paar fahren darf wird von der Platzierung bei der Deutschen Meisterschaft abhängig gemacht. Da wir mit einem äußerst knappen Rückstand von 0,14 Punkten nur Platz 2 in Berlin belegten, durften wir leider nicht nach Kanada. Ein kleiner Trost war die Teilnahme am Jugendcamp in Turin. Wir hoffen aber, dass wir es im nächsten Jahr schaffen an der JWM teilzunehmen.

-- Ihr seid täglich stundenlang zusammen um hart zu trainieren. Geht ihr euch auch manchmal auf die Nerven?

Seit zwei Jahren wohnen wir ohne unsere Eltern im Olympiastützpunkt. Wir haben hier, nicht weit von der Eishalle entfernt, ein Zimmer. Unsere Familie wohnt in Wuppertal. Wir sind also ziemlich aufeinander angewiesen. Wahrscheinlich streiten wir uns noch mehr und haben öfter Meinungsverschiedenheiten als andere Geschwister, da wir jeden Nachmittag gemeinsam verbringen. Sofort nach der Schule geht es zum Training für 4-5 Stunden. Da ist gegenseitiges "Auf die Nerven gehen" vorprogrammiert. Viele Geschwister streiten sich und gehen sich dann einfach aus dem Weg. Wir können uns aber beim Training nicht in Ruhe lassen. Deshalb raufen wir uns auch nach dem heftigsten Streit wieder schnell zusammen, damit wir konzentriert trainieren können.

-- Oft wird unser Sport als "Kringeldrehen" belächelt. Was entgegnet ihr, wenn ihr damit konfrontiert werdet?

Die Menschen, die so etwas sagen haben einfach keine Ahnung vom Eiskunstlaufen. Tägliches hartes Training von Kindesbeinen an ist nötig, um es in dieser Sportart nach oben zu schaffen. Viele Sportler beginnen im Alter von drei oder vier Jahren mit diesem Sport. In den meisten Wintersportarten hat jeder Sportler mehrere Chancen an den Start zu gehen. Beim Biathlon z.B. kann man über die 20 km und noch mal mit der Mannschaft starten. Im Eiskunstlauf und im Eistanzen hat man immer nur eine Chance. Deshalb ist unsere Sportart wirklich eine der härtesten Sportarten. Außerdem haben wir in Turin die Erfahrung gemacht, dass Eislaufen nicht nur die beliebteste Sportart ist, sondern auch die mit den teuersten Eintrittskarten für die Zuschauer.

-- In der letzten Zeit und auch in Turin gab es spektakuläre Stürze beim Paarlaufen. Als gefährlichste Disziplin im Eislaufen sind die Hebungen sicherlich ausschlaggebend. Caro, wie besiegst du deine Angst?

"Man darf keine Angst haben", höre ich immer wieder. Aber das ist leicht gesagt. Ich würde mein Gefühl bei den Hebungen aber eher auch als Vorsicht bezeichnen. Das Vertrauen in Daniel spielt eine sehr wichtige Rolle. Bei anderen Paaren kann man manchmal das verlorene Vertrauen und die Angst spüren. Das darf nicht sein.

-- Daniel, wie gehst du mit der Verantwortung bei den Hebungen um?

Ich mache mir immer wieder bewusst, dass Caros Sicherheit bei den Hebungen sprichwörtlich auf meinen Schultern lastet. Ich bin hochkonzentriert und riskiere nichts. Ich bin mir des Vertrauens sehr bewusst.

-- Ich hatte und habe immer ein "Angstelement", welches zur Zeit mal nicht so gut klappt. Wie ergeht es euch damit?

Bei uns sind das im Moment die Twizzle (schnelle Drehungen auf einem Bein, die parallel ausgeführt werden müssen). Manchmal passt die Anzahl der Drehungen noch nicht oder wir sind nicht ganz parallel. Aber das wird schon noch. Mit etwas Training kriegen wir das hin.

-- Gibt es in dieser Saison noch weitere Höhepunkte für euch?

Wir haben keine Wettbewerbe mehr. Aber die Vorbereitung auf die nächste Saison hat bereits begonnen. Wir lernen die neuen Pflichttänze, im April startet die Choreografie für die neue Kür. Aber das Wichtigste ist jetzt erst einmal Daniels Abitur. Die Prüfungen stehen vor der Tür.

-- Ich wünsche euch dafür und für die nächste Saison alles Gute und drücke euch wie immer fest die Daumen!

Dianne Ludwig
Klasse 9b
Pestalozzi Gymnasium Unna

 




 

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